Schon seit 1969 gibt es den Schwerpunkt
Kriminologie an der Universitätsbibliothek
Tübingen. Seine Gründung geht auf einen
Vertrag zwischen dem Land Baden-Württemberg, der Universitätsbibliothek
Tübingen und dem Institut für Kriminologie
der Universität Tübingen zurück.
Der Schwerpunkt Kriminologie ist fester Bestandteil des Systems der überregionalen Literaturversorgung in der Bundesrepublik Deutschland und wird als solcher von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziell gefördert. Nachdem die DFG in den Anfangsjahren die vollständige Finanzierung der Monographien- und Zeitschriftenerwerbungen übernommen hatte, werden jetzt die Aufwendungen für Erwerbungen gemeinsam vom Land Baden-Württemberg und der DFG getragen. In den vergangenen Jahren lag der Jahresetat des Schwerpunkts Kriminologie bei 135.000 DM.
Der Schwerpunkt Kriminologie erwirbt neben der kriminologischen Standardliteratur vor allem auch die sogenannte "Graue Literatur". Darunter versteht man Publikationen, die nicht im Buchhandel erscheinen, so z.B. Forschungsberichte, Kongreßberichte, Regierungsdokumente, Veröffentlichungen von Vereinen und anderen wissenschaftlichen Institutionen.
Eine Besonderheit im Unterschied zu den Sondersammelgebieten besteht darin, daß der Schwerpunkt Kriminologie nur die ausländischen Publikationen erwirbt. Deutsche Monographien und Zeitschriften können nicht beschafft werden.
Der Bestandsaufbau des Schwerpunkts Kriminologie geschieht in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Kriminologie der Universität Tübingen. Die wissenschaftliche Betreuung (Auswahl der Literatur, sachliche Erschließung) hat das Institut für Kriminologie übernommen. Die bibliothekarische Betreuung des Schwerpunkts Kriminologie liegt in den Händen der Universitätsbibliothek.
Für die bibliothekarische Betreuung wurde eine Einzelfunktionsstelle an der Universitätsbibliothek eingerichtet. Sie ist mit einer Diplombibliothekarin besetzt. Zu dem Aufgabenbereich gehören alle im Zusammenhang mit der Erwerbung anfallenden Tätigkeiten sowie die Katalogisierung der erworbenen Dokumente.
Besonderheiten bei der Erwerbung ergeben sich vor allem durch das sehr spezielle Schrifttum. So müssen Lieferanten ausfindig gemacht werden, die diese Art von Literatur beschaffen können. Außerdem werden viele Direktbestellungen getätigt, um Dokumente zu besorgen, die nicht auf anderem Wege erhältlich sind.
Bei der Katalogisierung fällt der hohe Anteil von Publikationen, die Körperschaftseintragungen erhalten, auf. So müssen in den Fällen, wo es noch keine Körperschaftsansetzungen der GKD gibt, eigene Körperschaftsansetzungen gemacht werden. Da Monographien aus allen gängigen europäischen Sprachen katalogisiert werden, müssen auch sprachliche und übersetzerische Probleme bewältigt werden. Dabei ist die Mithilfe der Kolleginnen und Kollegen der Universitätsbibliothek sehr geschätzt.
Der Schwerpunkt Kriminologie hat inzwischen (Ende 1996) einen Monographienbestand von ca. 52.200 Bänden und einen Zeitschriftenbestand von 270 Titeln. Alle Bestände sind im Südwestdeutschen Bibliotheksverbund erschlossen und stehen somit allen Bibliotheken und Benutzern mit SWB-Anschluß bzw. Internetanschluß zur Verfügung. Neuerwerbungen werden zusätzlich in den 3mal jährlich erscheinenden Listen mit dem Titel "Neue kriminologische Literatur" angezeigt.
Die Bestände des Schwerpunkts Kriminologie sind im Magazin der Universitätsbibliothek untergebracht. Sie können wie die übrigen Magazinbestände an den örtlichen Benutzer entliehen werden. Darüber hinaus stehen die Bestände in erster Linie für die überregionale Literaturversorgung zur Verfügung. Wissenschaftler können von jeder anderen Bibliothek aus Direktbestellungen an den Schwerpunkt Kriminologie aufgeben.
Noch ein Hinweis zum Auffinden kriminologischer Literatur: Die bisher umfangreichste Dokumentation kriminologischer Literatur findet sich auf der 1995 erschienenen CD-ROM "KRIMDOK/KRIMMON ". Diese CD-ROM, entstanden in Zusammenarbeit von Institut für Kriminologie (Tübingen), Institut für Kriminologie (Heidelberg), Hochschule für Polizei (Villingen-Schwenningen) und Universitätsbibliothek Tübingen enthält 2 kriminologische Datenbanken.
KRIMMON erschließt die Bestände des Schwerpunkts Kriminologie mit Standortangaben (Signaturen). KRIMDOK erschließt vor allem deutschsprachige Dokumente (Monographien, Aufsätze aus Monographien und Zeitschriften).
Ingrid Gwinner |